Die Schächte in und um Helbra

Das Gebiet um Helbra hatte sich vor mehr als 150 Jahren zu einem Zentrum des Kupferschieferbergbaus entwickelt. Begünstigt durch die natürliche Wasserableitung in die Schlotten (Höhlungen) von Helbra / Ahlsdorf, die reiche Vererzung im Bereich des sogenannten C-Schächter Rückens und die Möglichkeit, mit Hilfe der sich nähernden Glückaufer -und Froschmühlenstollen größere Tiefen zu erschließen, war es im Gelände der ehemaligen August-Bebel Hütte (vormals Kochhütte) zu einer stattlichen Ansammlung von Schächten gekommen. In der Nähe der Helbraer Walzenmühle lag der Pferdegöpel Schacht E, dessen Halde im Jahre 1960 zum Bahndammbau des Reichsbahnanschlusses verwendet wurde.

 

Am Glückaufer - Stollen befanden sich die Lichtlöcher Bohnert-, Zimmermann-, Koch-, Hoffnung - Schacht und das Neue Lichtloch sowie der Alter -Schacht in der Benndorfer Flur, die alle eine Tiefe von etwa 100 m hatten.

 

Die gewaltige Ballung des Mansfelder Bergbaus im Helbraer Raum in der damaligen Zeit, zeigte sich auch durch die angelegten Lichtlöcher des Froschmühlen - Stollens von Kreisfeld her. Es sind das LL 70, LL 71, LL 72, (Klunger - Schacht) LL 73, LL 74 (Bückling - Schacht), LL 75 (Ottiliae -Schacht), LL 76 (Eckardt -Schacht), und das LL 77.

 

In einer Veröffentlichung von Dr. G. Jankowski wurde aufgeführt, dass um 1830 ein neues Lichtloch zur Wetterversorgung und Erzförderung im Froschmühlen - Stollen notwendig wurde. Es war das 74. in der Reihe, auch Bückling - Schacht genannt. Es tauchte die Frage nach dem Fördermittel auf. Sollte man wieder auf Pferdegöpel zurückgreifen? Oder die Dampfkraft nutzen, was allerdings für diesen Zweck einmalig gewesen wäre? Wenn ja, sollten dann englische oder deutsche Maschinen zum Einsatz kommen? Nach reiflichen Überlegungen wurde unter Berücksichtigung der Lebensdauer des Bückling - Schachtes und seiner Tiefe durch den Direktor des Eisleber Bergamtes, Zimmermann, der Entschluss gefasst, eine deutsche Fördermaschine nach dem Projekt von Richards zur Förderung von Erz aufzustellen. Im Jahre 1834 wurden auf dem späteren Brennplatz der Kochhütte (August -Bebel -Hütte), der danach Außenring wurde, ein schlichtes Fachwerkgebäude mit einem kleinen Schornstein und einem Wasserbassin errichtet, das im Inneren eine kleine Dampfmaschine von 5 Pferdestärken beherbergte. In eisernen Körben wurde das Erz aus 150 m Tiefe gezogen. Die Bergknappen mussten aber noch auf Leitern in die Grube klettern, denn die Hanfseile mit den häufigen Seilrissen und der Durchmesser des Schachtes ließen ein größeres Risiko nicht zu. Erst 1840 gelang mit Hilfe der eisernen Treibeseile, die auf dem Wassermannschacht bei Wimmelburg erprobt wurden, der Durchbruch der Fördermaschine.

 

1. Sander - Schacht, Namensgeber: Friederich -Ludwig Sander, (6.10.1783-09.05.1846)

 

Das Abteufen des Schachtes begann im Jahre 1845,der Querschnitt der Schachtröhre betrug 2,5m x 2,5m, die Teufe 170m. Die Produktion dauerte von 1861 bis 1894. Der Sander-Schacht hatte Verbindung zum Schlüsselstollen. Der Förder-und Fahrbetrieb erfolgte mit einer Dampf -Fördermaschine und durch eine Fahrkunst. Außerdem verfügte die Schachtanlage anfänglich über eine Wasserbalance und anschließend eine Dampffördermaschine. Im Jahre 1869 brannte die Übertageanlage ab. Außer der Produktion diente der Schacht als Wetterschacht und Lichtloch für den Schlüssel-Stollen.

 

2. Schmidschacht, Namensgeber Carl Schmid, ( 1790 - 1845) Hüttenmeister

 

Der Schmid-Schacht gehört mit zu den bedeutenden Schachtanlagen des historischen Kupferschieferbergbaus in der Mansfelder Mulde und steht eng in Verbindung mit dem Froschmühlen- und Schlüsselstollen. Als Förderschacht wurde er von 1844 bis 1846 mit einem Querschnitt von 2,50 X 4,40 m bis zur Endteufe von 184 m aufgefahren. Damit erreichte er damals in Helbraer Raum das Niveau des Schlüsselstollen und galt um 1850 als tiefster
Schacht. Der Einbau einer Dampfmaschine zur Wasserhebung erfolgte 1846/49.

Die Dampfmaschine wurde vom Bücklingschacht umgesetzt. Der Pumpenantrieb zwischen über Tage stehender Dampfmaschine und unter Tage eingebauter Pumpe erfolgte über Pumpengestänge.
Damit wurden seit 1851 auch Fahrkünste für die Belegschaft angetrieben, die die (Leitern)-Fahrkunst ersetzte. Die Fahrkunst bestand aus an 2 Stahlseilen hängenden Leitern mit Ruhebühnen in Auf-und Abbewegung. Durch wechselseitiges Übertreten von Bühne zu Bühne wurde der Auf-und Abstieg im Schacht ermöglicht. Das Wasser des Froschmühlen-Stollens, das auf dem Schmid-Schacht gehoben wurde, benutzte man als Trinkwasser für Helbra und andere Gemeinden. Der Froschmühlen-Stollen führt Süßwasser und verläuft am westlichen Rand unter Helbra, Pfarrholz, Bad Anna, Benndorf zum Lichtloch 81. Im Gelände der Koch-Hütte, der späteren August-Bebel-Hütte, befand sich der ehemalige Bückling-Schacht, der dem Froschmühlen-Stollen zugeordnet wird.

Im Jahr 1908 bekam der Schmid Schacht eine elektrische Fördermaschine. 

 Mit der Auffahrung der benachbarten Ernst-Schächte erfolgte 1864 die Einstellung der Förderung und die Umrüstung zum Wasserhaltungsschacht. Bis zu Einstellung des Rohhüttenbetriebes um 1990 wurde u.a. die Trink- und  Brauchwasser-versorgung realisiert. Danach diente der Schmid-Schacht bis zu seiner Verwahrung (entgegen aller Expertenmeinungen) als Fahr- und Kontrollschacht sowie für die Bewetterung des Schlüsselstollen.

 

 

3. Bückling-Schacht, Namensgeber: Carl-Friedrich Bückling ( 1750 - 1812)

 

Oberbergrat, Erbauer der 1.deutschen Dampfmaschine Watt`scher Bauart, Produktionsdauer: 1829 bis 1851

Bemerkenswert ist, dass im Bückling-Schacht für die Produktion und Förderung die 1. Dampf-Fördermaschine in Deutschland in Betrieb genommen wurde. Die Fahrung erfolgte über Kletterfahrten.

 

4. Ernst - Schächte I-IV , ab 1951 Walter-Schneider-Schacht

 

Namensgeber: Ernst Leuschner, ( 23.02.1826 - 03.05.1898 ); Oberberg- und Hüttenmeister, Geheimer Bergrat, Oberberg-und Hüttendirektor Walter Schneider, 09.09.1903-1.0.1933, Opfer des Eisleber Blutsonntags.

 

Der Teufbeginn der Schachtanlagen I und II war 1864, Schacht III: 1881 und Schacht IV: 1886

Alle 4 Schächte waren bis zur 3. Sohle geteuft und hatten eine Tiefe von ca. 365 m . Der Querschnitt, der zumeist runden Schachtröhren, betrug 3,5m x 4,0m. Die Produktionsdauer war von 1875 - 1966 Förder- und Fahrbetrieb: Dampf-Fördermaschine, Seilfahrt - Betrieb, Stollenzugehörigkeit: Schlüsselstollen über Querschlag zum Schmid -Schacht. Im Jahre 1891 wurde die größte mit Dampf betriebene unterirdische Wasserhaltungs-Maschine, die berühmte "Germania Pumpe", in Betrieb genommen. Im Jahre 1951 wurde der Ernst - Schacht in „Walter - Schneider - Schacht" umbenannt. Damit sollte Walter Schneider, ein Opfer des Eisleber Blutsonntags, geehrt werden. Für den Walter - Schneider - Schacht ist noch die große Ausdehnung und Produktion von kalkhaltigen und kupferhaltigen Zuschlagstoffen, sogenannte Fäule, bemerkenswert. Am 30.04.1966 stellte der Betrieb die Produktion ein. Bis 1990 wurden die Betriebsanlagen (Gebäude und Gleiskörper) des Walter - Schneider - Schachtes vom Kombinats - Transport - Betrieb ( Betriebsleitung, Werksbahn mit Stellwerken. Werkstätten, Verwaltung, Bahnunterhaltung u.a.) benutzt.

 

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